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Gold- und Silberpreise sind explodiert: Wird Bitcoin „zurückfallen“ oder sammelt er in der Weihnachtswoche Schwung?

Als wir in die Weihnachtswoche eintraten, richtete sich die erste Reaktion des globalen Marktes nicht auf den Kryptowährungsmarkt. Vor dem Hintergrund eines schwächeren Dollars und sinkender US-Staatsanleiherenditen stieg die Risikoaversion, wobei Gold und Silber die Führung übernahmen, wiederholt Rekordhöhen erreichten und zum begehrtesten Ziel für Kapital wurden.

Im Gegensatz dazu wirkte der Kryptomarkt ungewöhnlich ruhig. Bitcoin startete nicht mit dem Makrotrend durch, sondern schwankte weiterhin zwischen 88.000 und 89.000 US-Dollar und zeigte nicht die offensive Haltung, die vor den Feiertagen eigentlich hätte vorhanden sein sollen.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage, ob Bitcoin einen „Santa Rally“ erleben wird, erneut zu einem wiederkehrenden Diskussionsthema auf dem Markt geworden. Der sogenannte „Santa Rally“ ist ein saisonales Phänomen auf den traditionellen Finanzmärkten und bezieht sich auf einen vorübergehenden Anstieg von Risikoanlagen rund um Weihnachten, getrieben von verbesserter Stimmung und Liquiditätsveränderungen. Im Kryptomarkt war dieses Muster jedoch nie stabil. Ob Bitcoin angesichts steigender Risikoaversion in diesem Jahr „zurückgefallen“ ist oder still innerhalb einer hohen Spanne Kraft sammelt, bleibt abzuwarten und erfordert eine Analyse seines tatsächlichen Preisverhaltens und seiner Kapitalstruktur.

Das makroökonomische Umfeld ist „abwartend“, und Kapital fließt aus Risikoanlagen ab.

Gabriel Selby, Forschungsdirektor bei CF Benchmarks, weist darauf hin, dass Marktteilnehmer ihre Allokationen in Risikoanlagen wie Bitcoin voraussichtlich nicht signifikant erhöhen werden, bis die US-Notenbank (Fed) Daten über mehrere aufeinanderfolgende Monate erhält, die einen anhaltenden Rückgang der Inflation eindeutig belegen. Seiner Ansicht nach befindet sich das aktuelle makroökonomische Umfeld noch immer in einer „Abwartephase“.

Diese vorsichtige Stimmung hängt eng mit der hohen Aufmerksamkeit der Anleger für eine Reihe bevorstehender US-Wirtschaftsdaten zusammen. Die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal werden bald veröffentlicht, wobei der Markt allgemein eine annualisierte Wachstumsrate von etwa 3,5 % erwartet, etwas niedriger als die 3,8 % im zweiten Quartal. Gleichzeitig werden Indikatoren wie der Verbrauchervertrauensindex und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weitere Hinweise auf die Lage des Arbeitsmarktes liefern. Die Ergebnisse dieser Daten werden die Markteinschätzungen zum geldpolitischen Kurs der Fed direkt beeinflussen und somit die allgemeine Risikobereitschaft weiter beeinflussen.

Aus anderen makroökonomischen Perspektiven bieten ein schwächerer Dollar und sinkende US-Staatsanleiherenditen theoretisch zwar ein Rückenwindumfeld für Risikoanlagen. Die tatsächlichen Kapitalströme liefern jedoch eine völlig andere Antwort.

Laut Statistik von SoSoValue gab es kürzlich eine deutliche Divergenz unter den ETFs: Der Bitcoin-ETF verzeichnete einen Nettoabfluss von etwa 158,3 Millionen US-Dollar, während der Ethereum-ETF einen Abfluss von etwa 76 Millionen US-Dollar verzeichnete; im Gegensatz dazu verzeichneten der XRP- und der Solana-ETF kleine Zuflüsse von etwa 13 Millionen bzw. 4 Millionen US-Dollar. Dies deutet darauf hin, dass Kapital innerhalb des Kryptomarktes strukturelle Anpassungen vornimmt und nicht allgemein zurückkehrt.

Betrachtet man digitale Asset-Investmentprodukte breiter, stellte CoinShares in seinem neuesten wöchentlichen Fondsflussbericht fest, dass digitale Asset-Investmentprodukte in der vergangenen Woche einen Nettoabfluss von etwa 952 Millionen US-Dollar verzeichneten. Dies markiert die erste Nettorücknahme nach vier aufeinanderfolgenden Wochen mit Zuflüssen. CoinShares führte diesen Abfluss teilweise auf regulatorische Unsicherheiten zurück, die sich aus der Verlangsamung des Fortschritts des US Clarity Act ergeben, was institutionelle Anleger veranlasste, ihr Risikoexposure kurzfristig zu reduzieren.

Technische Struktur: Überwiegend Seitwärtsbewegung

Aus technischer Sicht ist der aktuelle Trend von Bitcoin nicht eindeutig bärisch, kann aber kaum als stark bezeichnet werden. Die Spanne zwischen 88.000 und 89.000 US-Dollar ist zur kurzfristig wiederholt getesteten Kernhandelszone geworden, während der Bereich von 93.000 bis 95.000 US-Dollar darüber ein wichtiger Widerstandsbereich darstellt, den die Bullen durchbrechen müssen.

Mehrere Händler wiesen darauf hin, dass Bitcoin, falls es in der Weihnachtswoche diesen Widerstandsbereich nicht durchbricht, selbst eine kurzfristige Erholung eher als technische Korrektur denn als Trendwende angesehen werden dürfte. Umgekehrt bedeutet ein weiteres seitwärts gerichtetes Handeln auf hohem Niveau, dass der Markt auf neue Treiber wartet und nicht aktiv eine Richtung wählt.

Die Struktur des Derivatemarktes erklärt auch teilweise, warum Bitcoin in der Weihnachtswoche ungewöhnlich zurückhaltend war. An diesem Freitag wird der Bitcoin-Markt die größte Optionsverfallssitzung (Settlement) seiner Geschichte erleben, mit einem Gesamtwert von 24 Milliarden US-Dollar. Derzeit liefern sich Bullen und Bären erbitterte Kämpfe an wichtigen Preisniveaus.

  • Bullen: Wetten darauf, dass BTC die 100.000-US-Dollar-Marke durchbricht;
  • Short-Verkäufer: Sie verteidigen mit aller Kraft das Niveau von 85.000 US-Dollar;
  • Das Schlüsselniveau: 96.000 US-Dollar gilt als Wasserscheide für diesen Trend. Ein Halten über diesem Niveau würde den Aufwärtstrend beibehalten; andernfalls bleibt der Markt unter Druck.

Was denken Analysten?

Viele Marktbeobachter wiesen darauf hin, dass die Weihnachtswoche in diesem Jahr eher einem „Strukturtest“ glich als einem Fenster für einseitige Marktbewegungen, die von Stimmung getrieben werden.

In einem kürzlichen Interview stellte Gabriel Selby, Forschungsleiter bei CF Benchmarks, unverblümt fest, dass das aktuelle Preisverhalten von Bitcoin nicht den typischen Santa-Rally-Merkmalen entspricht. Seiner Ansicht nach sind echte Feiertagsrallyes typischerweise von anhaltender Kaufdominanz und Trendfortsetzung begleitet, nicht von wiederholtem Hin- und Her-Handeln innerhalb einer hohen Spanne. „Was wir jetzt sehen, ähnelt eher einem Markt, der frühere Gewinne verdaut, als dass er Schwung für den nächsten Aufwärtsschub aufbaut.“ Diese Einschätzung wird durch das anhaltend niedrige Handelsvolumen bestätigt.

Der Kryptowährungsanalyst DrBullZeus erklärte, dass BTC weiterhin zwischen denselben Unterstützungs- und Widerstandsniveaus schwankt, ohne einen klaren Ausbruch. Bis ein signifikanter Ausbruch erfolgt, wird der Preis voraussichtlich weiterhin in einer Range bleiben. Ein Durchbruch über das Widerstandsniveau würde Raum bis zur 92.000-US-Dollar-Marke eröffnen, während ein Durchbruch unter das Unterstützungsniveau zu einem Rückzug in den Bereich von 85.000 US-Dollar führen könnte.

Der legendäre Händler Peter Brandt analysierte kürzlich den Markt und wies darauf hin, dass Bitcoin in den letzten 15 Jahren fünf Zyklen von „parabolischem Wachstum gefolgt von einer 80%igen Korrektur“ erlebt hat, und die Korrektur des aktuellen Zyklus hat noch keinen Boden gefunden. Trotz der unvorhersehbaren Natur kurzfristiger Muster sagt er auf Basis von Zyklusanalysen voraus, dass der nächste Bullenmarkthöhepunkt im September 2029 eintreffen wird.

Brandt betonte, dass die Asset-Eigenschaften von BTC bedeuten, dass es während extremer Marktkorrekturen dazu bestimmt ist, neue Höchststände zu erreichen.

Allgemein betrachtet war der „Weihnachtsrally“ von Bitcoin unberechenbar. Rückblickend gab es glanzvolle Auftritte wie 2012 und 2016, mit Zuwächsen von 33 % bzw. 46 % in der Feiertagssaison, sowie Jahre mit enttäuschender Performance oder sogar Rückgängen. Statistisch gesehen lag der durchschnittliche Anstieg von Bitcoin in der Weihnachtszeit seit 2011 bei etwa 7,9 %.

Nach dem aktuellen Marktbild zu urteilen, scheint es jedoch in diesem Jahr unwahrscheinlich, dass ein typischer „Santa Claus Rally“ wiederkehrt. Die Stärke von Gold und Silber spiegelt eher die konzentrierte Freisetzung von Marktrisikoaversion wider; im Gegensatz dazu unterstreicht die relative „Ruhe“ von Bitcoin, dass es in der globalen Asset-Allokation in dieser Phase immer noch weitgehend als Risikoanlage betrachtet wird.

Daher ist es treffender, die aktuelle Performance von Bitcoin nicht einfach als „Zurückfallen“ zu attribuieren, sondern vielmehr als in einer kritischen und heiklen Position befindlich: Einerseits fehlt es an ausreichendem makroökonomischem Rückenwind, um es direkt in eine neue Aufwärtsbewegung zu treiben; andererseits gibt es noch keine klaren Anzeichen für einen Zusammenbruch oder eine Schwächung.

Was letztendlich darüber entscheidet, ob Bitcoin bis Jahresende aus seiner aktuellen Preisspanne ausbrechen kann, ist nicht der „Weihnachts“-Zeitraum, sondern ob Marktkapital bereit ist, zu aktuellen Niveaus wieder in den Markt einzusteigen. Bis dies eindeutig bestätigt ist, könnten enge Spannenschwankungen das bestimmende Thema dieser Weihnachtswoche bleiben.